Kleidung - ist teuer besser?


„Benutze niemals das Wort ‚billig’. Heute kann jeder in preiswerter Kleidung schick aussehen. [...]"

-Karl Lagerfeld

Aber ist das überhaupt gut für unseren Planeten oder sollten wir in Zukunft doch lieber mehr Geld (als zu wenig) für ein Kleidungsstück ausgeben? Genau darum soll sich in diesem Eintrag alles drehen. Was sind Kunstfasern? Wie kommen sie in unsere Kleidung und was haben sie mit dem Mikroplastik, welches in unsere Ozeane gelangt,  zu tun? 

Kunstfasern befinden sich fast immer in unserer Kleidung. Dabei unterscheidet man sie in synthetische Chemiefasern und halbsynthetische Chemiefasern. Synthetische Chemiefasern wie Polyester und Elastan werden aus "nicht produzierbaren" Rohstoffen hergestellt. Das sind zum Beispiel Kohle, Erdöl oder Erdgas. Halbsynthetische Chemiefasern dagegen werden aus nachwachsenden Rohstoffen wie Holz gewonnen und später bei der Verarbeitung stark chemisch verändert.

Mittlerweile befinden sich ca. in der Hälfte unserer Textilien Kunstfasern. Man nennt sie "Fast Fashion" und die Produktion wird vor allem durch die Nachfrage der Verbraucher und ihre Vorteile weiterhin steigen. Durch die Kunstfasern trocknen Textilien schneller, was bei Sportbekleidung praktisch ist, Jacken sind wasserabweisend, die Kleidung ist weicher, elastischer und nach dem waschen knitterfrei. 

Das Problem ist, Verbraucher sind nicht dazu bereit , mehr Geld für bessere Kleidung auszugeben. Das liegt auch daran, dass Textilien mit Kunstfasern billiger sind als Textilien mit pflanzlichen oder tierischen Fasern.

Das alles führte vor ein paar Jahren zu einem Boom der "Fast Fashion" Industrie und mittlerweile kauft eine Person im Jahr (in Deutschland) ca. 25kg neue Kleidung. Diesen Verbrauch kann man nicht decken, wenn Textilien aus natürlichen Fasern wie Garn hergestellt werden. 

Aber sind Kunstfasern überhaupt gefährlich für unsere Umwelt? Ja, aber nicht nur das....

Die Kunstfasern selbst werden unter menschenunwürdigen Preisen hergestellt und es geraten Schadstoffe durch Verunreinigungen in die Fasern. Das kann mit oder ohne Absicht geschehen. Außerdem gibt es für gewisse Chemikalien Grenzwerte, da Textilien ständig mit unserer Haut in Kontakt stehen. Jedoch wird die Einhaltung dieser Grenzwerte von niemandem kontrolliert. Chemikalien wie per- und polyfluorierte Alkylsubstanzen oder Biozin können zu Hautreizungen führen . Deshalb sollte man Textilien vor dem Tragen einmal waschen.

Aber nicht nur für den Menschen sind Kunstfasern gefährlich. Durch das Schleudern, chemische Einflüsse beim waschen oder höhere Temperaturen wird eine große Menge an Fasern abgerieben. Diese Fasern gelangen dann durch unseren Abfluss ins Abwasser und in die Ozeane. Synthetische Fasern zersetzen sich nur sehr langsam und sind weltweit die häufigste Ursache von Mikroplastik im Mehr. sie bilden dort Knäul, welche von Meerestieren verschluckt werden können, was ein großes Problem ist. 

Und wieso wird ein Großteil der Kleidung verbrannt und nicht recycelt? 

Es ist schwer, Textilien mit Kunstfasern zu recyceln, da sie meist aus Mischgeweben besteht, man die Etiketten nicht mehr erkennt und so nicht Weiß, welche Materialien in dem Kleidungsstück sind. Außerdem besitzen viele Textilien Reisverschlüsse und wurden gefärbt. Das alles erschwert die Wiederaufbereitung der Kleidungsstücke stark. Außerdem haben recycelte Produkte meist eine schlechtere Qualität und halten nicht sehr lang, da sich die Fasern durch das Schreddern verkürzen.  

Mischgewebe in einem Kleidungsstück 



Was ist eigentlich was?

Naturfaser

=> nachwachsende Rohstoffe (z.B.: Baumwolle, Wolle, Hanf, Bambus) 

Kunstfaser

=> künstlich hergestellt aus Erdöl, Erdgas usw. (z.B.: Polyester, Polyamid) 

Mischfaser

=> Kunst- und Naturfasern gemischt

kbA

=> Fasern aus kontrolliert biologischem Anbau 

kbt

=> Fasern aus kontrolliert biologischer Tierhaltung 

Tipps und Tricks

  • frage dich vor dem Kauf, ob du das Kleidungsstück wirklich benötigst!
    ->Wenn ja, trage es so lang wie möglich
  •  wirf deine Kleidung nicht weg!
    ->verkaufe sie auf Flohmärkten oder spende sie an Organisationen z.B. für Obdachlose
  • Kaufe "Second-Hand" Artikel!
  • Achte auf Siegel an der Kleidung!
  • Probiere doch mal Second-Hand Kleidung aus :)  

Siegel im Überblick



Unser Blog zum Thema

Kleidung

Die dritte Woche unserer Challenge ist vorbei und es war mal wieder hoch interessant.

Wir wollten herausfinden, ob es sich lohnt, Kleidung zu kaufen, die teurer ist. Dafür haben wir die Marken Adidas und H&M in verschiedenen Bereichen miteinander verglichen. Bei den Preisen, den verwendeten Materialien   und den Herstellungsorten haben wir teilweise große Unterschiede festgestellt. Beide Marken werben für ihre Transparenz den Kunden gegenüber, dennoch ist es schwierig, konkrete Antworten zu finden. Das liegt vor allem daran, dass es viel zu viele Informationen sind, die einem nicht wirklich weiterhelfen und die Kernfrage nicht beantworten. Es wird eher „drum herum“ geschrieben und alles positiv dargestellt. Wir haben jedoch trotzdem versucht, uns eine eigene Meinung zu bilden und wollen diese mit euch teilen.

T-Shirt von Adidas

T-Shirt von H&M


Zunächst möchten wir auf die Marke Adidas eingehen. Ein „normales“ weißes T-Shirt (für Frauen) kostet in jeder Größe 33€. Was man auf den ersten Blick findet, sind die Inhaltsstoffe. Es besteht aus 94% Baumwolle und 6% Elastan. Das ist ja schon mal in Ordnung. Was uns auch direkt auffiel, ist die Initiative „Better Cotton“. Adidas wirbt damit, dass die Produkte mit Baumwolle aus dieser Initiative hergestellt wurden. Das hat uns interessiert, da wir vorher noch nie davon gehört haben. Also recherchierten wir. „Better Cotton“ ist eine Initiative, durch die sich Einzelhändler oder Marken öffentlich dazu verpflichten, einen Teil ihrer Produkte mit nachhaltig angebauter Baumwolle herstellen. Um das Logo von „Better Cotton“ zu verwenden, muss die Marke oder der Einzelhändler versprechen, innerhalb von 5 Jahren mindestens 50% ihrer Baumwolle von der Initiative zu verwenden. Das heißt, „Better Cotton“ stellt Baumwolle her und verkauft sie. Aber warum soll das jetzt besser sein?

Wir haben weiter nachgeforscht. Sie setzen sich dafür ein, das Baumwolle fair hergestellt wird. Für unsere Umwelt werden zum Beispiel alternative zu Pestiziden verwendet, es wird auf die Wasserqualität geachtet und die Verunreinigung bzw. der Abfall in den Fasern, der durch den Menschen verursacht wird, wird reduziert. Dadurch haben die Baumwolle und der Boden eine bessere Qualität. Außerdem wird sehr viel Wert auf eine menschenwürdige Arbeit gelegt. Sie werden fair bezahlt, jeder hat gleiche Aufstiegschancen usw...

Das alles wird kontrolliert, indem sie den Landwirten ein Management zur Verfügung stellen. Dieses prüft, ob die Prinzipien von „Better Cotton“ wirklich erfüllt werden.

Es ist nicht sicher, dass dein gekauftes Produkt aus Baumwolle von „Better Cotton“ besteht, jedoch gefallen uns persönlich die Initiative und ihre Prinzipien.

An die Zulieferländer und die Vorsätze von Adidas für die Zukunft zu kommen war etwas komplizierter. Dafür gibt es eine extra Website, auf der man alles findet. Adidas hat unabhängige Hersteller, jedoch wird der Großteil (2021:71% von 114 Herstellern) ihrer Kleidung in Asien produziert. Die Hauptzulieferer sind dabei Kambodscha, Vietnam und China.

Adidas verspricht, dass sie zur Klimaneutralität hinarbeiten. Bis 2025 sollen 9/10 ihrer Artikel Klimaneutral sein und bis 2050 wollen sie ihre Treibhausemissionen senken und hauptsächlich erneuerbare Energien nutzen.

 

Jetzt zu H&M. Das T-Shirt kostet 9,99€.  Hier haben wir auf den ersten Blick gesehen, dass es aus 100% Baumwolle besteht. Das klang schon mal sehr vielversprechend. Es hat uns auch sehr beeindruck, dass man sich direkt anschauen konnte, in welchen Ländern H&M seine Produkte herstellen lässt. Dazu gehören jedoch auch hier Fabriken in asiatischen Ländern wie Bangladesch und der Türkei. Um mehr darüber herauszufinden, haben wir weiter nachgeforscht. H&M arbeitet zwar nicht mit einer Initiative zusammen, jedoch haben auch sie Vorsätze und tun etwas für unsere Umwelt. Es wird darauf geachtet, dass die Händler nach internationalen Standards arbeiten und schädliche Chemikalien vermieden werden. Außerdem achten sie darauf weniger Einwegverpackungen zu verwenden, weniger fossile Energiequellen zu nutzen und den Wasserverbrauch bei der Produktion zu reduzieren.

Auch sie haben Zukunftspläne für Klimaneutralität und wollen ihre Treibhausemissionen bis 2030 halbieren.

 

Also alles in einem gibt es nicht überall Unterschiede. Beide Marken wollen etwas für mehr Klimaneutralität tun, produzieren in asiatischen Ländern und das Produkt besteht (fast) komplett aus Baumwolle. Einen großen Unterschied gibt es jedoch, der Preis. Bei den Produkten besteht eine Differenz von ca. 23€.

Also kann man einfach alles bei H&M kaufen, weil es billiger und trotzdem nicht so schlimm für die Umwelt ist?

 

Man muss es selbst wissen. Wir persönlich haben jedoch die Erfahrung gemacht, dass teurere Produkte aus Baumwolle teilweise länger halten als billigere. Man kann sie öfter waschen und so das Produkt länger tragen/behalten.

Wir sind aber der Meinung, dass es sich bei jeder Marke lohnt, vorher einmal zu schauen, aus welchen Fasern die Produkte hergestellt sind, wo produziert wird usw. Man sollte generell darüber nachdenken, wie der Preis überhaupt zustande kommt. Schließlich muss das Kleidungsstück produziert werden, man braucht Rohstoffe und der Händler will Gewinn machen.  

 

Wir waren mit diesem Ergebnis unserer Recherche nicht wirklich zufrieden, also haben wir geschaut, ob es „umweltfreundlichere“ Alternativen gibt. Und tatsächlich wurden wir fündig. „Second-Hand“! Das heißt, Kleidung wird erneut verkauft und nicht entsorgt. Sogar bei uns in der Nähe gibt es Second-Hand Läden. In Chemnitz hat man so die Möglichkeit, Textilien zu erwerben, aber auch teilweise seine Eigenen Klamotten in den Läden abzugeben. Unserer Meinung nach ist das eine sehr gute Alternative, vor allem da es nicht sehr teuer ist und man Kleidung wieder verwendet, statt neue zu kaufen.

 

Plastikvermeidung bei Kleidung - Mission partly Possible :(

 

Wenn euch das ganze interessiert und ihr mehr darüber erfahren wollt, haben wir euch unter unserem Blogeintrag ein Paar Links dagelassen.

 

 

Das ist keine Anzeige. Wir bekommen dafür kein Geld.